Urlaub mit Kleinkindern. Wie die entspannteste Zeit des Jahres wirklich entspannend wird.

Ausruhen (hatten wir gedacht). Das sollte zur Hauptaktivität des gemeinsamen Urlaubs mit unserer zweijährigen Tochter werden. Wie so oft suchten wir nach unserem idealen Urlaubsziel: vom Massentourismus abgeschottet, ein ruhiges Plätzchen auf dem Land, ganz im Einklang mit der Natur, fernab vom Lärm der Großstadt. Hätten wir doch lieber einmal nach “Tipps für Urlaub mit Kleinkindern” gesucht …

Wie für viele Eltern waren die ersten Babyjahre auch für meinen Mann und mich eine Herausforderung. Vieles lief wie am Schnürchen, einiges fiel uns schwer und manches konnten wir eben nicht mehr so tun wie früher - zum Beispiel das Verreisen. 

Unsere kleine Tochter entwickelte sich, wie es im Buche steht. Das Thema Schlafen jedoch fiel unter das Kapitel “Durchschlafen ist was anderes”. Nach sämtlichen Tipps und Tricks zu den verschiedensten Einschlafmethoden wollten wir wirklich nur noch eins: schlafen. Der Besuch bei einer Familienpsychologin half uns schließlich Vertrauen darin zu gewinnen, dass es eines schönen Tages schon klappen würde mit dem Kind und dem Schlaf. Nur in diesem Sommer sollte es noch nicht sein. Wir waren beide wirklich urlaubsreif.

Ich bewundere all die Eltern, die die Energie aufbringen, während des ersten Jahres mit Kind und ihrer Elternzeit eine Weltreise mit dem Van zu starten und mit ihren Babys in der Trage Berge zu besteigen. Mein Energiereservoir war schon nach dem Wäscheaufhängen verbraucht. Es ist wie das Elternsein an sich. Man muss sich seinen eigenen Bedürfnissen bewusst werden (an die man früher oder später schneller andockt als einem lieb ist) und herausfinden, welche Art von Verreisen das wirkliche Urlaubsgefühl heraufbeschwören wird. Mehrere Wege führen auf dieser Entdeckungsfahrt nach Rom, auch wenn man dabei ein paar “Katastrophenurlaube” wie wir erleben wird. 

Hier sind einige Tipps (und gelernte Lektionen!) für das Verreisen mit Kleinkindern.

1. Dort Urlaub machen, wo jeder Urlaub macht

Massentourismus war früher nicht gerade unser Ding. Mein Mann und ich schlenderten gerne durch einsame Gassen Südfrankreichs, unternahmen verlängerte Wochenendtrips wie nach Lissabon und auch in Venedig machten wir uns immer ein Spiel daraus, genau in die entgegengesetzte Richtung der Menschenmasse zu spazieren (ja, es gibt tatsächlich leere Sträßchen in Venedig, selbst an einem Osterwochenende im April). 

Als wir in dem besagten Sommer nach heilsamer Ruhe suchten, schien es uns einleuchtend, ein besonders stilles Plätzchen für uns drei zu recherchieren. Es zog uns in die Umgebung um die französische Dordogne nahe Rocamadour. Das kleine Häuschen, das auf Airbnb so schön präsentiert wurde, stand mitten im Nirgendwo und versprühte den Duft der Stille und Erholung.

Ein neben der Terrasse gedeihender Zwetschgenbaum und ein sich auf ihn stürzender Wespenschwarm bei 38° im Schatten führte allerdings dazu, dass die schöne Urlaubsterrasse nur zum Wäschetrocknen diente. Wie sich herausstellte, war auch unsere Tochter weder interessiert noch bereit für das Landleben - die Kühe der Hausbesitzerin grasten idyllisch vor unserem Eingang und beim ersten lauten “Muuuh” der Kuh um fünf Uhr früh schreckte unsere Tochter dann erst richtig aus dem Schlaf. “Die Kuh, die Kuh!” führte schließlich dazu, dass das zusätzliche Zimmer mit Kinderbett überflüssig wurde (für alle Eltern muss hier nicht näher erläutert werden, warum).

Das Draußen-im-Garten-Spielen fiel dann dank der Wespeninvasion flach und der nahe gelegene Badesee war doch etwas weiter entfernt als geplant. Zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich an all die Eltern im All-Inklusive-Hotel (ohne hier jemanden verurteilen zu möchten!), die mit ihrem Cocktail am Pool liegen, während die Kinder im Kinderplanschbecken bestens aufgehoben sind. 

Mein Tipp: Jeder hat seine eigenen Vorlieben. Die Variante “Urlaub ab vom Schuss” erachte ich heute mit Kleinkind als definitiv nicht empfehlenswert. Stattdessen fahren wir lieber ans Meer in die Bretagne und mieten eine kleine Ferienwohnung, nur 2 Minuten vom Strand entfernt mit Supermarkt um die Ecke. Plötzlich macht es mir überhaupt nichts mehr aus, eine von vielen Familien zu sein, bei dem die Kinder friedlich schlafen, ohne von der Kuh oder dem Hahn geweckt zu werden und dabei genüsslich einen Spritz auf der (Wespen freien!) Terrasse zu schlürfen.

2. Eine kindgerechte Unterkunft

Unsere Kleinen brauchen ja wirklich nicht viel, um glücklich zu sein. Sollte man ihr liebstes Kuscheltier nicht gerade Zuhause vergessen haben, unterliegt der Urlaubsspaß keiner großen Gefahr. Für welches Reiseverkehrsmittel Sie sich auch immer entscheiden sollten, weniger Gepäck mit sich herumtragen zu müssen, ist immer eine Erleichterung. Unglaublich praktisch sind daher Ferienwohnungen oder Unterkünfte, bei denen bereits Kinderspielsachen vor Ort sind. An was ich früher auch nie gedacht hatte, als ich schöne Lofts bei Airbnb gemietet hatte: die Sache mit der Treppe. Kleinkinder im Laufalter und eine ungesicherte Treppe, die aus der Mitte des Wohnzimmers in die Schlafzimmer führt und eine nicht vorhandene Tür machen den Urlaub zu einer sportlichen Herausforderung. Der gemütliche Abend zu zweit wird dann auch mal zu einem Schweige-Retreat, weil man sonst in einem komplett offenen und hallenden Raum das Kind sofort wieder rufen hört

3. Mit Familie oder Freunden verreisen

Es sollte so ungefähr 20 Jahre dauern, bis ich es wieder in Betracht gezogen habe, mit meinen Eltern in den Urlaub zu fahren. Auch wenn ein gemeinsamer Tag als Familie herrlich ist, möchte man seine Abende doch einmal anders verbringen als auf dem Sofa. Die Großeltern mit in den Urlaub einzubeziehen ist nicht nur für die Kleinen toll, sondern ermöglicht es, ein paar Date-Nights als Paar zu organisieren. Und so haben alle etwas davon.

Dasselbe gilt natürlich für das Verreisen mit Freunden, wobei man sich untereinander abwechseln oder die Feier gleich zu Hause organisieren kann, da ja alle schon vor Ort sind.

4. Den eigenen Rhythmus beibehalten

Urlaub, das ist die Nächte durchtanzen, lange ausschlafen, seinen Alltag hinter sich lassen … Ja und nein. Das mit dem Nächtedurchtanzen bekommt für Eltern mit Kleinkindern einen anderen Beigeschmack (die Tanzfläche erstreckt sich mittlerweile von Schlafzimmer zu Kinderzimmer). Ich kam auch in diesem Punkt zur Einsicht, dass ein extremer Rhythmuswechsel im Urlaub weder für das Kind noch für uns von Vorteil ist. Fällt der Mittagsschlaf aus, kommt es zu Geknatsche und streckt man ein wenig die Zeit vor dem Mittagessen gibt es … wieder Geknatsche. Also halten wir es häufig wie immer und planen Aktivitäten jeweils für den Vormittag und Nachmittag ein. Dass die Kinder in den Ferien länger aufbleiben dürfen, habe ich selbst noch als absoluten Luxus in Erinnerung. Meine Tochter aus ihrer gewohnten Schlafroutine zu reißen, hatte aber zufolge, dass es zwei Wochen dauerte, ehe sie wieder in ihren gewohnten Rhythmus fand. Sobald ich auch im Urlaub meinen eigenen Schlafrhythmus respektiere, erfahre ich im Endeffekt mehr Erholung. Ansonsten verhält es sich in etwa so, als würde man jedes Wochenende bis mittags schlafen und dann Montag morgens vom Schlag getroffen.

5. Urlaub mit Kindern ist etwas anderes

Die ersten Urlaube mit Kind waren für mich so wie das erste Mal mit meiner Tochter spazieren zu gehen, alleine Zug mit ihr zu fahren oder sie ins Restaurant mitzunehmen. Erste Male sind immer aufregendvor allem aber sind sie anders. Wenn man sich dies vergegenwärtigt und akzeptiert, dass man auch im Urlaub nicht mehr so in den Tag hineinleben kann, wie man es mit der idealen Vorstellung eines Urlaubs verbindet, dann hat man schon in etwa 50 % der Entspannung erreicht. Und das noch bevor man überhaupt losgefahren ist … !


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