Dekoration à la française - Ideen und Einrichtungstipps zum französischen Landhausstil.

Was dieses “à la française”, das gewisse “je ne sais quoi” ausmacht, ist auch im Bereich der Inneneinrichtung nur schwer zu ermitteln. Seit vielen Jahren beobachte und vergleiche ich Einrichtungstrends in Deutschland und Frankreich und habe so einiges feststellen können …

Blättert man sich durch französische Magazine, verhält es sich in etwa so wie der Eiffelturm zu Paris. Er ist als Sehenswürdigkeit ein absolutes Klischee und doch ist er aus der Stadt nicht wegzudenken. Mit dem französischen Chic ist es genauso. 

Eine deutsche Firma aus Nürnberg hat es geschafft, dieses französische Riviera-Gefühl in ihre Interieur-Produkte zu zaubern. Loberon, ist mit seinem leicht nach der Gebirgskette Luberon klingendem Markennamen die bei Weitem französischste Marke im Stil und hat seinen E-Shop auch in Frankreich eröffnet. Weniger Frankophile würden diesen Landhausflair wahrscheinlich als Shabby Chic bezeichnen, wie man sie häufig in Beschreibungen zu englischen Einrichtungsstilen findet. Was ist aber dieses “Französische”, das so attraktiv wirkt? Warum ist eine Gartenbank hübsch, wo doch gerade die Farbe abblättert? (Frage, die sich mein Vater bei jedem seiner Besuche bei uns stellt).

Was gefällt uns besonders am französischen Landhausstil?

Der Begriff “authentisch” ist zwar bereits überholt, kommt aber diesem Dekorationsstil dennoch am nächsten. Er verlangt keinerlei Perfektion wie etwa der Minimalismus, bei dem Reinheit und klare Linien eine zentrale Rolle spielen. Einrichtungsgegenstände werden in ihrem natürlichen Zustand verwendet und auch mal ihrer eigentlichen Funktion beraubt - eine Wasserkaraffe aus Ton wird in eine Vase verwandelt oder ein alter Vintage-Stuhl ersetzt einen Nachttisch. Möbelstücke sollten vor allem ihre Seele beibehalten, wie etwa eine alte Gartenbank, die von Opa vererbt wurde und dann im eigenen Garten ihren Platz findet.

Ein weiteres wesentliches Element französischer Einrichtungen sind Erbstücke. Ein Mix aus alten Massivholzschränken, Stühlen und Holztischen füllen eine Inneneinrichtung gleich mit mehr Leben. Ist man kein stolzer Erbe solcher Schmuckstücke, lohnt es sich, auf Flohmärkten zu stöbern oder beim Antiquitätenhändler vorbeizuschauen. Denn neu gekaufte, “auf  Alt gemachte” Möbel nehmen dem Ganzen sofort seinen Charme. Es geht nicht unbedingt darum, einen Vintage-Flohmarkt in seinen vier Wänden zu eröffnen, sondern darum, Möbelstücke zu finden, die Geschichten aus der Vergangenheit erzählen.

© Neptune © Maisons du Monde

Auf die Materialien kommt es an …

Um Dekoration im französischen Stil natürlich wirken zu lassen, sollte darauf geachtet werden, naturbelassene Materialien zu verwenden: Körbe aus Stroh statt Aufbewahrungsboxen aus Karton oder Plastik, Kissenbezüge und Vorhänge aus Leinen oder organischer Baumwolle und eine Tischdecke (vielleicht sogar mit einer kleinen Stickerei am unteren Rand?) kann dabei ganz ungebügelt und lässig auf dem Tisch drapiert werden. Es sollte so viel wie möglich Natur ins Innere gebracht werden.

Für ein gemütliches Ambiente sorgt schließlich die indirekte Beleuchtung. Eine hängende Lampe über dem Esstisch oder etwa in der Mitte des Raumes schaffen meistens eher eine Zahnarzt-Atmosphäre als romantische Stimmung. Mehrere Stehlampen und Lampenschirme aus Stoff verleihen dem Raum die gewisse Gemütlichkeit.


Die Farbauswahl

Auch hier ist weniger mehr. Eine schlichte Farbauswahl der Wandfarbe und Dekoration trägt zum französischen eleganten Stil bei. Es sollten keine knalligen (und schon gar nicht trendigen) Farben verwendet werden. Beige, Sandfarben, Hellblau, Azurblau, Weiß, ein mediterranes warmes Gelb oder pastelliges Rosa sollten die einzigen Farbtöne auf der Palette sein. Dabei ist zu beachten, Dekorationsgegenstände nicht exakt in demselben Farbton auszuwählen, sondern hier ganz neutral zu bleiben, ohne das Gesamtbild kühl wirken zu lassen. Die Kunst ist es, die Dekoration farblich nicht komplett aufeinander abzustimmen und es doch stimmig wirken zu lassen

© myblogdeco.fr

Nicht praktisch denken, sondern schön

Ein Handtuchhalter aus Plastik oder Edelstahl, nur weil man eben das Handtuch aufhängen muss? Die Liebe zum Detail wird bei der Dekoration großgeschrieben. Will man das französische gewisse Etwas in seine vier Wände einfließen lassen, dann sollte man alles Pragmatische hinter sich lassen. Mit einem hübschen Türknauf ist es schwieriger, die Tür zu öffnen als mit der Klinke? Ein zusätzliches Regal, auf dem einfach nur alte Bilderrahmen aufgestellt werden ist unnötig? 

Auch (praktische) Küchenutensilien können im französischen Landhausstil zum Deko-Objekt werden, wenn sie aus Holz oder Marmor sind und müssen nicht in einer Schublade verstaut werden. 

Generell gilt: Wer schöner leben möchte, konzentriert sich auf … richtig, was schön ist.

Die Schlichtheit des Stils, die diese elegante Atmosphäre schafft, sollte sich auch an einem Ort wiederfinden, der häufig der reinste und funktionellste ist: das Badezimmer. Hier gilt es, Gemütlichkeit zu schaffen: mit Kerzen, gedämmtem Licht (man muss trotzdem nicht auf eine helle Lampe über dem Spiegel verzichten!), hochwertigen Stoffen für Duschvorhänge, antike Bilderrahmen an der Wand oder ein alter Waschtisch aus Holz … Im französischen Landhausstil kann man sich von der klassischen Idee eines Badezimmers abwenden und diesen Raum besonders wohnlich gestalten.

Französischer Landhausstil ist in diesem Sinne kein simpler Einrichtungsstil. Er verbindet eine Mentalität und das gewisse Art de vivre, das im Grunde nur schwer nachzuahmen ist, uns aber immer wieder träumen lässt und für reichlich Inspiration sorgt!

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Tendances décoration : Minimalisme ou maximalisme ?